Faser-Lexikon
Modernste Technik für beste Qualität ist nur Möglich mit einer Fülle an hochwertigen Ursprungsmaterialien
Wolle & Schurwolle
Schafe zählen neben Ziegen zu den ältesten Nutztieren der Menschheit und wurden bereits um 10.000 v.Chr. in der Region des „fruchtbaren Halbmonds“ (Nordsyrien, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien) domestiziert – zunächst allerdings nur zur Fleischproduktion. Der Anfang der Wollnutzung der Schafe ist historisch nicht genau datierbar, reicht aber über 5000 Jahre zurück. Ca. 2500 v.Chr. differenzierten die Hochkulturen Ägyptens und Kleinasiens bereits zwischen Woll- und Haarschafen. Die Wollfasern wurden in Europa zu Beginn als Mischung mit Leinen verarbeitet. Aufgrund seiner Eigenschaften entwickelte sich Wolle jedoch schnell zur vorherrschenden Textilfaser in Europa.
Die heutigen Schafrassen die zur Produktion von Wolle eingesetzt werden sind jedoch das Ergebnis eines ca. 5000 Jahre andauernden züchterischen Selektionsprozesses bei dem das ursprüngliche, sehr grobe und zottelige Haarkleid der Tiere in feine, gut verarbeitbare Wollhaare umgewandelt wurde. Als bestes Beispiel sind hier die Merinoschafe zu nennen: Die Vorläufer dieser Schafart wurden ca. im 12. Jh. von den Berbern nach Spanien gebracht und dort von den Spaniern zu Produzenten für qualitativ hochwertige Wolle weiterentwickelt. Bis zum 18. Jahrhundert hielten die Spanier ein Monopol auf Merinowolle, die Ausfuhr der Tiere wurde bei Todesstrafe durch das spanische Königshaus verboten, sodass diese mit der sogenannten „spanischen Wolle“ Handel treiben konnten.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelangten schließlich die ersten Merinoschafe in die deutschen Gebiete. Heute ist das Merinolandschaf mit fast 30% die häufigste in Deutschland anzutreffende Rasse, in Bayern beträgt ihr Anteil sogar rund 70%. Europäische Siedler brachten schließlich Merinos auch nach Australien und Neuseeland, sodass sich diese Länder zu den weltweit größten Wollproduzenten entwickeln konnten. Zusammen mit China stellen sie ca. 50% der globalen Schafwollproduktion. Weitere wichtige Produktionsländer sind Südafrika, Indien, Argentinien, Uruguay, Sudan, Iran und Großbritannien. Diese Länder, mit Ausnahme von Großbritannien, sind für die Produktion feiner und hochwertiger Wolle ideal, da hier mildes Klima vorherrscht welches der Bildung grober, witterungswiderstandfähiger Wolle entgegenwirkt.
In Deutschland erreichte die Schafhaltung ihren Höhepunkt gegen Ende des 18. Jahrhunderts, rund 30 Millionen Tiere wurden einzig für die Wollproduktion gehalten. Allein in Baden und Württemberg gab es im 19. Jahrhundert knapp 900.000 Schafe – mehr als in Spanien und Frankreich zusammen. Doch aufgrund günstigerer Produktionsmöglichkeiten in Neuseeland und Australien sowie dem Verlangen nach feinerer Wolle verlor die Wollproduktion ihre Wettbewerbsfähigkeit. Heute werden in Deutschland nur noch ca. 2 Millionen Schafe gehalten, die meisten davon als Hobby.
Aufgrund dieser Fülle an positiven Eigenschaften wird Wolle in einer Vielzahl von Anwendungsgebieten verwendet: in der Bekleidung, als Möbelbezugsstoff, für Decken oder auch als Füll- und Dämmmaterial.
Unterschieden wird innerhalb der Wolle zwischen Schafwolle, Schurwolle und Lammwolle. Schur- und Lammwolle ist Wolle, die von lebenden, gesunden erwachsenen Schafen bzw. der ersten Schur von Lämmern gewonnen wird. Aufgrund dessen ist Lammwolle nochmals feiner und weicher als Schurwolle. Schafwolle hingegen ist ein Überbegriff, der nicht nur Schur- oder Lammwolle sondern auch recycelte und die Wolle von kranken oder toten Tieren mit einbezieht.
Hier in der Spinnerei Forst wird jedoch nur Wolle verwendet, die von lebenden Tieren gewonnen wurde.
Wie alle tierischen Fasern ist auch Schafwolle eine Proteinfaser und wirkt daher temperaturregulierend, wärmerückhaltend und ist zudem schwer zu entflammen. Wollfasern können über 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich dabei nass anzufühlen und gewährleisten dadurch ein angenehmes Tragegefühl. Zudem ist Wolle eine atmungsaktive Faser mit Schmutz- und Wasserabweisenden Eigenschaften. Durch ihre Knitterunempfindlichkeit und ihre ist Wolle zudem leicht zu reinigen und zu pflegen. Auch absorbiert sie aufgrund ihrer Eiweißsstruktur Gerüche und wirkt antibakteriell.
Aufgrund dieser Fülle an positiven Eigenschaften wird Wolle in einer Vielzahl von Anwendungsgebieten verwendet: in der Bekleidung, als Möbelbezugsstoff, für Decken oder auch als Füll- und Dämmmaterial.
Alpaka
Alpakas stammen ursprünglich aus den südamerikanischen Anden und sind eng mit den dort ebenfalls ansässigen Lamas verwandt. Bereits vor über 3000 Jahren begannen die Inkas Alpakas ihrer Wolle wegen zu domestizieren. Alpakagewebe war damals jedoch ein Privileg und nur den Herrschern vorbehalten. In Südamerika wird es deswegen auch als „Vlies der Götter“ bezeichnet. Auch heute noch zählt Alpaka, neben Seide und Kaschmir, zu den edelsten und teuersten Wollen.
Unterschieden werden Alpakas grundsätzlich in zwei Typen: Huacayas, mit sehr feinen und gekräuselten Fasern sowie Suris, mit glatten und gelockten Fasern.
Alpakawolle wird zum Großteil in Südamerika produziert, doch auch in der DACH-Region wächst die Nachfrage nach Alpakas beständig. Geschoren werden die Tiere maximal einmal pro Jahr, wobei die beste und feinste Wolle vom Schulter- und Rückenfell stammt. Pro Tier können dabei bis zu sechs Kilogramm an Fasern gewonnen werden – für die Weiterverarbeitung ist jedoch meist nur ca. die Hälfte geeignet. Die Wolle kann dabei in Weiß-, Beige-, Braun-, Rotbraun-, Grau-, oder auch Schwarztönen vorliegen – kaum ein anderes Tier weist eine solch große Farbpalette auf.
Alpaka ist sehr feinfaserig und kann bis zu 20cm lang werden. Die Faser ist innen hohl und besitzt dadurch hervorragende Thermoeigenschaften sowie eine geringe Dichte. Zudem besitzt sie einen seidigen Glanz, der auch nach dem Färben noch erhalten bleibt. Auch ist die Faser Schmutz und Geruchsabweisend und weißt durch ihren geringen Anteil an Wollfett antibakterielle Eigenschaften auf. Sie ist somit ideal für Allergiker geeignet.
Aufgrund seines hohen Tragekomforts wird Alpaka hauptsächlich für die Herstellung von Kleidungsstücken genutzt. Schals, Pullover, Plaids aber auch Socken und Ponchos werden daraus gefertigt.
Zudem hat Alpaka eine antibakteriellen Wirkung, weswegen die Faser auch sehr gut für Allergiker geeignet ist und somit auch von Herstellern für Bettdecken und Kopfkissen verwendet wird.
Angora
Angorawolle besteht aus den Haaren des Angorakaninchens. Dieses gehört gemeinsam mit dem Fuchs- und Zwergfuchskaninchen sowie dem Jamora zu den Langhaarrassen.
Die Kaninchen wurden um ca. 1700 von englischen Seefahrern in Mitteleuropa eingeführt. Ursprünglich stammt es aus der heutigen Türkei, aus der Provinz Angora bei Ankara. Diese ist auch namensgebend für die Rasse.
Charakteristisch für Angorakaninchen sind ihre kontinuierlich nachwachsenden Haare, welche die Grundlage für die industrielle Verarbeitung bilden.
Aus diesem Grund kann Angorawolle etwa 3-4 Mal im Jahr gewonnen werden. Dies erfolgt durch Schur oder Auskämmen. Selbst bei kleinen Tieren können so pro Jahr bis zu 1000g Wolle erzielt werden.
Anhand der Wolle kann auch der Zuchtort der Kaninchen bestimmt werden, da je nach Gebiet unterschiedliche Ausprägungen der Haarstruktur entwickelt wurden. So fokussiert man etwa in der Schweiz sowie in Frankreich gröbere Strukturen während in Österreich und Deutschland die feineren, somit auch hochwertigeren, Strukturen bevorzugt werden. Hauptproduktionsland für Angorawolle ist jedoch China – von dort stammende Fasern sollte jedoch aus tierschutzrechtlichen Gründen nicht verwendet werden – hier werden den Tieren die Fasern ausgerissen.
Angorafasern sind innen hohl, weshalb sie Wärme besonders gut speichern können. Sie werden deshalb oft für Winterbekleidung eingesetzt. Auch sorgen die Fasern für einen angenehmen Tragekomfort da sie bis zu 60% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen.
Die feinen Fasern des Angorakaninchens werden vor allem in der Bekleidungsindustrie für Pullover, Strickjacken oder Schals aber auch für Decken oder Bettwäsche verwendet. Zudem wird Angora eine heilende Wirkung, beispielsweise bei Rheuma, nachgesagt. Deswegen wird Angorawolle auch bei Gesundheitswäsche wie Lenden- oder Rückenwärmern eingesetzt.
Kamel
Als Kamelhaar bezeichnet man das Haarkleid des Kamels, das aus dem Deckhaar und dem flauschigen, weichen Flaumhaar, dem Unterhaar, besteht. Zudem wird innerhalb der Art zwischen Kamelen und Dromedaren unterschieden.
Ursprünglich stammen Kamele aus den asiatischen (v.a. Mongolei und Westchina), bzw. Dromedare aus den arabischen Regionen. Ihr Lebensraum sind Halbwüsten und Wüsten sowie trockene Steppen. Aufgrund ihrer Fähigkeit sich an extreme Witterungen anzupassen sowie ihrer Einsatzmöglichkeit als Nutz- und Zugtiere werden die Tiere heute auch in Afrika und Australien eingesetzt.
Während die Wolle des Dromedars eher rau ist, ist die des Kamels sehr weich. Da Kamele in ihren Ursprungsländern einem sehr rauem Klima ausgesetzt sind (Temperaturen von -30°C bis zu 40°C) ist ihre Wolle sehr widerstandsfähig und gilt ähnlich wie Alpakawolle als unverwüstlich.
Im Gegensatz zu allen anderen Wolllieferanten müssen Kamele nicht geschoren werden um an ihre Fasern zu gelangen. Kamele vollziehen einmal im Jahr einen Fellwechsel, um sich auf den Jahreszeitenwechsel von Winter auf Sommer vorzubereiten. Dabei stoßen sie überschüssiges Fell ab, das anschließend aufgesammelt, gereinigt und weiterverarbeitet werden kann. So können pro Kamel etwa 5-7 Kilogramm an Wolle gewonnen werden. Das Farbspektrum der Kamelwolle umfasst dabei gelbliche, rötliche und auch bräunliche Töne.
Die Wolle von Dromedaren sowie das Deckhaar von Kamelen werden aufgrund ihrer Rauheit für die Herstellung von Teppichen verwendet. Das feine Kamelunterhaar hingegen wird für Bekleidung aber auch als Füllung für Bettdecken verwendet. Aufgrund der Lebensräume der Tiere wärmt oder kühlt Kamelhaar je nach Bedarf und sorgt somit für eine angenehme, gleichbleibende Körpertemperatur. Zusätzlich sind Kamelfasern Hohlfasern, wodurch sie über ein hervorragendes Feuchtigkeitsmanagement verfügen. Ähnlich wie Angorawolle wird auch dem Kamelhaar eine antirheumatische Wirkung zugesagt.
Obwohl Kamelwolle nicht ganz so häufig Verwendung findet wie Kaschmir, sind die Rohpreise der beiden Wollarten nahezu identisch. Bis zu 200 Euro pro Kilo Rohwolle können erzielt werden.
Kaschmir
Kaschmirwolle ist eine besonders feine, weiche und leichte Naturfaser, die zu den Edelhaaren zählt.
Zudem besitzt sie das höchste Wärmerückhaltevermögen aller Natur-Edelfasern, ist selbstreinigend und atmungsaktiv. Aufgrund dieser Eigenschaften und ihrer natürlichen Knappheit zählt sie zu den wertvollsten Fasern überhaupt – der Preis der begehrten Faser liegt zum Teil bei über 100 Euro pro Kilogramm Rohkaschmir. Zum Vergleich: der Preis für Rohschurwolle (vom Schaf) liegt, je nach Faserfeinheit, zwischen 4 und 17 Euro pro Kilo.
Ausgebildet wird die Faser von der Kaschmirziege, deren Name sich von der Region Kaschmir in Südasien ableitet. Die Wolle kann zum Ende des Winters aus dem Unterfell der Ziege gekämmt werden. Die natürliche Farbpalette der Fasern ist hierbei auf die Töne weiß, grau, schwarz und braun beschränkt. Wie alle weiteren Wollen kann jedoch auch Kaschmir in den unterschiedlichsten Farben eingefärbt werden.
Der Ertrag pro Tier liegt bei ca. 150g – dies entspricht in etwa der benötigten Menge für einen Schal.
Oft wird Kaschmir jedoch auch mit Merino-Wolle vermischt, um ein strapazierfähigeres und preiswerteres Material für die Weiterverarbeitung zu erhalten.
Heute sind vor allem die Mongolei, China und das mittelasiatische Hochland die wichtigsten Produzenten der Wolle. Hier im Himalaya und den mongolischen Steppen herrschen Temperaturen von bis zu -40°C – die Voraussetzung, dass die Ziegen das begehrte Flaumhaar ausbilden können.
Aufgrund ihrer Charakteristika wird Kaschmirwolle vor allem im Bereich Bekleidung eingesetzt: Pullover, Schals, Mützen, aber auch Decken bestechen durch ihren unverwechselbaren weichen und wärmenden Griff.
Polyamid
Polyamid ist eine, auf Rohöl basierende, chemisch erzeugte Synthetikfaser, die damit im Gegensatz zu den in der Natur vorkommenden, tierischen Eiweißfasern steht. Entwickelt wurde die Faser in der ersten Hälfte des 20., etwa zeitgleich in Deutschland und den USA. Polyamid wird jedoch nicht nur als Faser sondern auch als Kunststoff, Verarbeitet als Spritzguss, verwendet.
Für die Herstellung werden die Ausgangsstoffe in chemischen Prozessen zu Granulat umgewandelt. Dieses wird anschließend durch Erhitzen in eine zähflüssige Spinnmasse verwandelt. Durch das Schmelzspinnverfahren können dann die Polyamidfilamente (ein Filament ist eine Endlosfaser) erzeugt werden. Gewünschte Eigenschaften der Faser können durch die Zugabe sogenannter Additive zur Spinnmasse oder durch die Form der Spinndüse (unterschiedlicher Querschnitt) vorbestimmt werden.
Je nach verwendeten Ausgangsstoffen wird zwischen Polyamid 6 (Perlon)und Polyamid 6.6 (Nylon) unterschieden. Die beiden Fasern unterscheiden sich in ihren Charakteristika jedoch kaum.
Polyamidfasern sind Thermoplasten. Dies bedeutet, dass sie beliebig oft erhitzt und verformt werden können. Nach Ihrem Abkühlen behalten sie dann die zuvor geformte Struktur. Polyamidfasern sind generell sehr strapazierfähig und beständig gegen Scheuerbeanspruchungen. Sie haben zudem eine hohe Elastizität, eine geringe Dichte und sind leicht in der Pflege.
Aufgrund seiner Eigenschaften wird die Faser als Futterstoff, im Wäsche- und Sportbereich eingesetzt. Polyamid findet zudem bei Rucksäcken, Taschen, Zelten sowie technischen Fasern und Geweben Verwendung. Auch wird es oftmals in Mischungen mit Wolle verwendet.
Seide
Seide ist eine sehr feine, tierische Faser, die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners gewonnen wird. Ursprünglich kommt die Faser aus China, hier wurde sie bereits ca. 3000 v. Chr. zur Herstellung von Gewändern genutzt. Im 3. Jahrhundert gelangte die Seide dann von China nach Europa. Der sich daraus entwickelnde Handel zwischen Europa und Asien war namensgebend für die wohl bekannteste Handelsroute der Welt – die Seidenstraße.
Für sehr lange war Seide ein absolutes Luxusgut, das für Wohlstand und Luxus stand und welches sich nur die Reichsten leisten konnten. Aus diesem Grund wurde das Monopol der Seidenherstellung in China für lange Zeit aufrechterhalten. Den Chinesen war es bei Todesstrafe verboten, Eier oder Raupen des Seidenspinners außer Landes zu bringen. Dieses Monopol konnte erst um 550 herum mit dem Beginn der Seidenproduktion im byzantinischen Reich gebrochen werden. Ab dem 12. Jahrhundert wurde schließlich Italien bei der Produktion europäischer Seide führend. Auch heute noch ist China der Haupterzeuger von Seide. Weitere wichtige Produktionsländer sind Indien, Japan und Brasilien.
Wenn für die Seidenraupen die Zeit der Verpuppung gekommen ist, produzieren sie in ihrem Maul einen Seidenfaden, den sie in großen Schlaufen und in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Dieser Faden ist sehr fein, lang und ununterbrochen und kann eine Länge von bis zu 4000 Meter erreichen. Er wird als Filament bezeichnet. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal der Seide, da sie als einzige natürliche Faser in Filamentform vorliegt.
Unterschieden wird Seide hauptsächlich in Zucht- und Rohseide. Zur Gewinnung von Zuchtseide werden Seidenspinner eingesetzt, die speziell vom Menschen für die Seidenproduktion gezüchtet wurden. Bevor die Raupen schlüpfen und somit die Kokons zerbeißen werden die Kokons mit Heißluft, Heißwasser oder auch Wasserdampf behandelt. Dadurch bleibt das Filament unbeschädigt. Drei bis acht Filamente bzw. Kokons werden zusammen gehaspelt (abgewickelt) und kleben mittels des Seidenleims zusammen. Dadurch entsteht der Seidenfaden. Um letztendlich den weichen Griff sowie den typisch „seidigen“ Glanz zu erreichen muss die Seide anschließend noch entbastet, d.h. vom Seidenleim befreit, werden. Um ein Kilogramm an Seide zu erhalten müssen ca. 16.000 Kokons verarbeitet werden.
Wildseide stammt hingegen von wildlebenden Schmetterlingsarten. Hier werden die Kokons nicht mit Wasserdampf bearbeitet, sodass die Schmetterlinge schlüpfen können. Dabei wird der Seidenfadenfilament des Kokons allerdings beschädigt. Während des Webvorgangs werden die kürzeren Fäden wieder zusammengeführt, wodurch es zur Bildung der, für Wildseide typischen, unregelmäßigen und noppenartigen Oberflächenstruktur kommt. Ein weiterer Unterschied zwischen Zucht- und Wildseide ist die Fadendicke, die bei Wildseide etwas dicker ausfällt. Hinsichtlich ihrer Eigenschaften besteht jedoch kein Unterschied zwischen Zucht- und Wildseide.
Seide wirkt temperaturregulierend, ist sehr dehnbar und kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich nass anzufühlen. Desweiteren ist Seide schnelltrocknend und knitterarm, schmutzabweisend und relativ unempfindlich gegenüber äußeren Einwirkungen.
Aufgrund dieser Charakteristika wird Seide vor allem im hochwertigen Bekleidungsbereich eingesetzt, unter anderem für Hemden, Blusen, Krawatten, etc. Auch bei Nacht- und Unterwäsche wird Seide eingesetzt, allerdings ist dies heutzutage ein Nischenmarkt der Seide und wird nur für Luxus-Marken oder Ökotextilien verwendet. Oftmals wird Seide jedoch auch als Mischung in der Textilindustrie verwendet.
Außerhalb des Bekleidungsbereichs wird Seide häufig noch als Füllung für Bettdecken genutzt, meist in der Form von Wildseide. Doch auch bei anderen Heimtextilien, wie beispielsweise Vorhängen, wird Seide in Beimischungen verwendet. In Reinform wird Seide im Interieursegment allerdings nur im Luxus-Segment eingesetzt.
Yak
Yakwolle ist ein Edelhaar, welches vom Haarkleid des Yaks, einer asiatischen Rinderart, gewonnen wird. Yaks sind vor allem im Himalaya (va. China und Tibet), der Mongolei und Südsibirien beheimatet. Neben seinem charakteristischen, zotteligen Fell ist es vor allem der bullige Körperbau mit denen das Yak hervorsticht. Mit einem Gewicht von über einer Tonne, einer Länge von mehr als drei Metern sowie einer Schulterhöhe von ca. zwei Metern sind die Tiere eine beeindruckende Erscheinung.
Bei deren Haltung steht jedoch eher die Produktion von Yakmilch und Yakfleisch im Vordergrund. Ähnlich wie Yakleder ist Yakwolle eher ein Nebenprodukt. Seit einigen Jahren wird jedoch durch gezielt Züchtung die Produktion von Yakwolle immer weiter vorangetrieben. Mittlerweile werden ca. 13 Millionen domestiziert Yaks gehalten, wilde Yaks sind kaum mehr zu finden und zählen seit 1996 zu den bedrohten Tierarten.
Das besondere an Yakfell ist, dass es aus mehreren Schichten besteht, das es gegen die extreme Kälte seines Lebensraums schützt. Dies ist bei keiner anderen Rinderart der Fall. Die Haarschicht besteht aus einem oberen, festen und langem Deckhaar sowie dem feinen und spinnfähigen Unterhaar. Dieses wird auch als Feinwolle oder Flaum bezeichnet.
Yakwolle wird durch eine Kombination aus Schur und Kämmen gewonnen. Da die Yaks zu Beginn der Sommerzeit ihre Wolle verlieren müssen diese vorher geschoren werden. Bereits einige Wochen vor der geplanten Schur kämmen die Hirten die Tiere aus, damit nicht zu viel Feinwolle verloren geht. Die Feinwolle weißer Yaks, auch als Kulu bezeichnet, ist dabei besonders wertvoll, da sie sich leichter färben lässt. Pro Jahr und Yak können so zwischen 0,3 und 3 Kilogramm an grober Wolle sowie 0,4 bis 0,6 Kilogramm an Feinwolle gewonnen werden. Weltweit werden so ca. 1000 Tonnen an Yakwolle erwirtschaftet, wobei die Hälfte davon aus dem Nordosten des tibetischen Hochlands stammt, aus der chinesischen Provinz Qinghai.
Yakfasern sind, ähnlich wie Kaschmir, sehr voluminös und dicht und verfügen deshalb über hohe Wärmrückhalteeigenschaften. Sie wärmt selbst bei Temperaturen weit unter 0°C und kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich nass anzufühlen. Obwohl Yakwolle sehr fein ist und leicht ist, ist sie trotzdem sehr robust und widerstandsfähig.
Feine Yakwolle wird vor allem zur Herstellung von Strickbekleidung und Heimtextilien, wie z.B. Decken, verwendet und ist in Europa auf aufgrund seines angenehmen Trageverhaltens sehr begehrt. Noch weicher und angenehmer ist allerdings die Feinwolle von Jungtieren. Die Grobwolle hingegen wird zur Herstellung von Seilen und Zelten verwendet.
Zobel
Zobel ist ein sehr hochwertiger Pelz der von dem gleichnamigen Tier stammt. Er wird auch als sibirischer oder russischer Zobel bezeichnet. Der Zobel ist eine sibirische Marderart, die vornehmlich im asiatischen Bereich Russlands vorkommt. Das Fell der Tiere ist etwa 35-50 cm lang und ist das feinste und dichteste welches die Natur hervorgebracht hat. Es kommt in den Schattierungen hellbraun bis blauschwarz vor.
Unterschieden muss der russischer Zobel zum amerikanischen, dem Fichtenmarder, welcher auch als echter Zobel bezeichnet wird. Auch das Fell des Fichtenmarders ist sehr hochwertig, kann es jedoch mit der Feinheit des russischen Zobels nicht aufnehmen.
Zobelfelle werden bereits seit über 1000 Jahren als Kostbarkeiten gehandelt und zur Herstellung von Mänteln, Mützen, Röcken, Stolen, Handschuhen und Decken verwendet. So wurde beispielsweise Sibirien aufgrund des Wunsches nach Zobel- und anderen Fellarten erobert. Auch mussten besonders schöne Zobelfelle durch die Untertanen an die russische Krone als Tribut geliefert werden. Diese Felle wurden dann als sogenannter „Kronenzobel“ ausländischen Würdenträgern zum Geschenk gemacht.
Zobelfell wird heute jedoch nicht mehr allein durch die Jagd sondern auch durch die Zucht der Tiere gewonnen. Allerdings stellt die Zucht eher einen Randbereich dar, da mehr als. 95% der Zobelfelle weiterhin durch die Jagd zustande kommen. An der Exklusivität der des Zobels hat sich jedoch nichts geändert. Noch heute gilt Zobel als der am höchsten bewertete Pelz. Dementsprechend auch als der teuerste – Jacken und Decken aus Zobelfell mit Preisen von mehreren tausend Euro sind keine Seltenheit.
Zobel kann jedoch nicht nur als Fell sondern auch als Faser verarbeitet werden. Zobelhaare können in Mischungen mit anderen Eiweißhaaren, wie z.B. Wolle, versponnen und verwebt werden. Das dabei entstehende Textil wird wiederrum für besonders weiche und feine Mäntel oder Decken verwendet.