bayernwerk – kommunal.info 02/2024
Vom Webstuhl auf den Weltmarkt
Seit 1644 stellt die Tuchfabrik Mehler bereits Textilien in Tirschenreuth her. Geführt in der elften Familiengeneration, ist sie heute die letzte ihrer Art.
Schützenvereine, Blaskapellen und Feuerwehren – für festliche Uniformen wenden sich Vereine in Deutschland seit Jahrhunderten an die Tuchfabrik Mehler in Tirschenreuth. Nach dem Zweiten Weltkrieg existierten deutschlandweit noch 185 Tuchfabriken – heute ist die der Familie Mehler die letzte. Geschäftsführer Paulus Mehler leitet das Unternehmen in elfter Generation, sein Sohn Maximilian wird das Familienunternehmen im Laufe des Jahres übernehmen.
Was lange währt
„70 Prozent der Trachtenjacken auf dem Festzug des Münchner Oktoberfestes kommen aus unserem Haus“, betont Paulus Mehler stolz. Mit der Tracht begann das Geschäft der Mehlers. Heute produziert die Fabrik auch Heimtextilien, den Nackenschutz für Helme der französischen Feuerwehr oder Lodentapeten für den amerikanischen Markt. Für Paulus Mehler gilt es auf internationalem Niveau zu konkurrieren: „Wir lassen uns bei der Serviceleistung von keinem überbieten – deshalb haben wir auch eine sehr treue Kundschaft.“
„Man muss die Tuchfabrik mit jeder Faser seines Körpers leben.“
Paulus Mehler, Geschäftsführer der Tuchfabrik Mehler
Frischer Wind
Dass ihr traditionsreiches Unternehmen seit Jahrhunderten bestehen kann, erfordert Mut und Disziplin von der Familie Mehler: „Das ist nicht nur ein Job – man muss die Tuchfabrik mit jeder Faser seines Körpers leben.“ Denn als Paulus Mehler vor rund 30 Jahren in das Unternehmen eintrat, war die Zukunft des Textils ungewiss. „Ich habe mich der Tradition und den Mitarbeitern verpflichtet gefühlt und wollte nicht kampflos aufgeben“ sagt er. „Heute sind wir auf dem besten technischen Stand, haben uns komplett umgekrempelt. Hier steckt viel Herzblut und Schweiß drinnen“, macht Paulus Mehler deutlich.
Vorangehen
Kosten für Strom, Gas und Abwasser haben sich für die Tuchfabrik in den vergangenen Jahren vervielfacht. Seit Jahren investiert man deshalb bereits in PV-Anlagen, bei gutem Wetter ist die Mehler Tuchfabrik bereits stromautark. Und auch der Fachkräftemangel stellt das Unternehmen vor Herausforderungen. Deshalb setzt Paulus Mehler auf Kompetenzen von Mitarbeitern aus zwölf Nationen und steht für ein tolerantes Arbeitsumfeld in seinem Unternehmen ein. „Unsere Mitarbeitenden aus aller Welt sind eine wahre Bereicherung und wir lassen bei uns keinen Spielraum für feindliche Tendenzen“, betont Paulus Mehler.
Paulus Mehler bereitet derzeit die Übergabe der Tuchfabrik an seinen Sohn Maximilian vor.